Sozialraumanalyse
Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Jugendarbeit in Krems wurde der Verein Impulse Krems mit der Realisierung einer Sozialraumanalyse beauftragt. Ein Jahr lang hatten die Mitarbeiter unter der Leitung von Manuela Leoni die Lebenswelt der Jugendlichen in den einzelnen Stadtteilen untersucht. Aktuelle Bedingungen und Herausforderungen sollten mit dem Forschungsinstrument der Sozialraumanalyse aufgezeigt werden. Sie beleuchtet neben Statistiken und Zahlenmaterialien auch Unterstützungsangebote, Ressourcen von jungen Menschen, Trends und Veränderungen im Vergleich zu den letzten Jahren.
Wie hat nun die konkrete Umsetzung dieser Jugend-Sozialraumanalyse in Krems ausgesehen?
Der erste Teil der Analysetätigkeiten galt der quantitativen Datenerhebung, wie Altersentwicklung in den Stadtteilen, Kriminalitäts- oder Arbeitslosenstatistiken, aber auch Belastungsfaktoren wie die Situation von Alleinerziehern, Kinderarmut, Wegweisungen oder sonderpädagogische Förderbedarfe etc. wurden erhoben.
Der zweite Teil der Sozialraumanalyse beschäftigte sich mit der Befragung von Vertretern verschiedener jugendrelevanter Institutionen (von AMS über Ärzte, Beratungsstellen, Schulen, Vereine, Jugendzentrum bis hin zu Polizei oder Justiz), ihren Eindrücken und Erfahrungen hinsichtlich gesellschaftlicher Herausforderungen, Gewalt, Rassismus, Suchtverhalten, Mobilität, Jugendbeteiligung, Kultur- und generations-übergreifendes Zusammenleben und virtuelle Welten.
Im dritten Hauptteil wurde die Sichtweise der jungen Menschen in Krems im Alter von 12 bis 18 Jahren aufgezeigt. Dies geschah im Rahmen von persönlichen Interviews mit knapp 80 Jugendlichen.
Was sind nun die wichtigsten Ergebnisse daraus?
„Augenscheinlichsten Veränderungen bzw. größten Herausforderungen in der Jugendarbeit sind sicherlich einerseits die Auslagerung von familienbezogenen Kompetenzen in Institutionen, sowie die zunehmende Überforderung von Eltern und andererseits die extrem „auffällige Angepasstheit“ der jungen Menschen heute. Jugendliche rebellieren nach außen deutlich weniger, zeigen dafür umso mehr aggressives Verhalten gegen sich selbst. Die virtuelle Welt, soziale Netzwerke und elektronische Spiele nehmen in bildungsfernen Familien deutlich mehr Raum ein. Fehlender sozialer aber auch körperlicher Ausgleich in der realen Welt, Mobbing oder fehlendes Wissen bzw. Verantwortungsübernahme der Eltern sind dabei zentrale Themen.“ DSA Manuela Leoni
Auch das Fortgehverhalten der jungen Menschen verändert sich gerade enorm. Da die meisten Lokale den Zutritt erst ab 18 Jahren erlauben, fehlt das Experimentierfeld zum sozialen Austausch und Umgang mit Jugendlichen außerhalb der Schule und Ausbildungsstätte.
Weitere Herausforderung im kultur- und generationsübergreifenden Zusammenleben sind sicherlich veränderte Familienstrukturen, der Zuzug von Migranten, die Errichtung von neuen Wohnbauten bzw. Wohnsiedlungen verbunden mit dem generellen Trend zu Rückzug und Individualisierung.
Verbesserungswünsche bestehen – trotz des wichtigen VOR-Top-Jugendtickets – bei der stadtinternen Mobilität, aber auch bei der Berücksichtigung von Bedarfen in politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsfindungen.
Fazit: „Es braucht heute mehr als die behördliche Jugendarbeit, um Probleme junger Menschen, in den Familien oder in der Schule, abzufedern und zu bewältigen. Ein niederschwelliges Angebot für die Jugend, aber auch für Eltern ist ganz wichtig, um die Betroffenen rasch und am richtigen Punkt zu erreichen“, so Frau Vizebürgermeisterin Eva Hollerer bei der Zukunftskonferenz 2019.
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018
Kontaktpersonen für Anregungen und Rückfragen:
- Frau DSA LEONI Manuela, Geschäftsführerin Verein IMPULSE Krems, Ringstraße 23, 3500 Krems an der Donau
E-Mail: office@vereinimpulse.at
Homepage: https://vereinimpulse.at/
- Frau HOLLERER Eva, 1.Vbgmin, Magistrat Krems, Obere Landstraße 4, 3500 Krems an der Donau
E-Mail: 1.vbgm@krems.gv.at
Publiziert am 15.04.2019