Grundlagenstudie zu einer Kremser Stadtbahn
Die Stadt Krems hat anspruchsvolle Ziele an den öffentlichen Verkehr gestellt.
Im Kremser Stadtentwicklungskonzept wurde die Maxime der Förderung des öffentlichen Verkehrs und der aktiven Mobilität – also Radfahren und zu Fuß gehen – verankert. Dieser Beitrag zur Erreichung der Klimaziele soll zudem die Parkplatzsituation in den inneren Stadtteilen langfristig entspannen. Mittelfristiges Ziel der Stadt Krems ist die Entwicklung einer Stadtbahn auf bestehenden Gleiskörpern zum Rückgrat des öffentlichen Verkehres in Krems zu entwickeln. Die Stadt hat dazu ideale Voraussetzungen, da die erforderliche Bahntrasse und Infrastruktur zum großen Teil bereits vorhanden ist.
Dem Grunde nach soll eine Kremser Stadtbahn im Sinne eines modalübergreifenden Gesamtkonzeptes das Stadtgebiet von Ost nach West durchqueren und an den Endpunkten im Bereich Bahnhof Stein-Mautern und Landersdorf Park & Ride-Anlagen für Pendler andienen. Ein Stadtbussystem sollte dann an Haltestellen dazwischen andocken und eine Versorgung in die Fläche ermöglichen.
Im Zusammenhang mit dem Stadtverkehr lag bereits eine Bestandsanalyse des öffentlichen Verkehrs in Krems aus dem Jahr 2011 mit groben Planungs-Entwürfen zur Stadtbahn vor. Diese Dokumente waren eine wichtige Basis für eine aktuelle Grundlagenstudie zu einer Variantenanalyse für eine Stadtbahn in Krems, mit der die Fachhochschule St. Pölten beauftragt wurde.
Projektziele
Das Ziel des Projekts war die Erarbeitung eines Konzepts für eine Stadtbahn in Krems an der Donau (April bis Dezember 2020). Die Anforderungen der Stadt Krems waren die Erstellung von verschiedenen Varianten zur Verbindung der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte.
Zur Erreichung des Ziels wurden verschiedene Ausführungsvarianten dargestellt und verglichen. Der Fokus bei der Variantenausarbeitung lag auf der Nutzung der bestehenden Eisenbahn-Infrastruktur, es wurde ausschließlich die Errichtung neuer Haltestellen auf der bestehenden Bahntrasse zwischen Landersdorf und Stein-Mautern mitberücksichtigt. Um die Anforderungen an die Stadtbahn abzuleiten wurde im Projekt eine Bestandsanalyse der Infrastruktur und des potenziellen Fahrgastaufkommens durchgeführt.
Weitere Ziele für die Umsetzung des Projekts waren die Entwicklung eines Fahrplan- und Betriebskonzepts, sowie die Einbindung der Kremser Stadtbahn in den bestehenden Fahrplan der Franz-Josefs-Bahn. Außerdem wurden für die geplanten Verkehrsleistungen auf der Kremser Stadtbahn eine Ermittlung der Fahrzeuganforderungen durchgeführt und eine Fahrzeugstrategie festgelegt.
Um eine Verbesserung des Modal Split des Öffentlichen Verkehrs in Krems zu erreichen wurden im Projekt Marketingstrategien inklusive eines möglichen Tarifsystems erarbeitet.
Abschließend wurde eine wirtschaftliche Gesamtbetrachtung für die Realisierung der Kremser Stadtbahn vorgenommen.
- Konzept für die Errichtung vorgegebener Haltestellen
- Ausschließliche Nutzung bestehender Infrastruktur (Ausnahme: Errichtung/Adaptierung der Haltestellen)
- Potenzialanalyse über das Fahrgastaufkommen für die Stadtbahn
- Entwicklung eines Fahrplan-und Betriebskonzepts und Fahrzeuganforderungen
- Erarbeitung von Marketingstrategien inklusive eines Tarifsystems
- Durchführung einer wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung + LCC-und LCA-Betrachtungen
Projektergebnisse-Antriebstechnologie
- Die Nutzwertanalyse ergab, dass sich im Anwendungsfall in Krems durch Elektro-und Batteriezüge der größte Nutzen erzielen lässt
- Die Betrachtung im Stadt-Inneren (Landersdorf -Stein Mautern) erwies sich die Variante Elektrozüge + Elektrifizierung als vorteilhafteste Option mit dem besten Kosten/Nutzen-Verhältnis. Dem hohen Nutzen von Elektrofahrzeugen stehen jedoch hohe Errichtungskosten für die Oberleitungsinfrastruktur gegenüber.
- In den Tunneln entlang der Stadtbahn sind ungünstige örtliche Gegebenheiten vorzufinden, weshalb eine gesonderte Prüfung über die Machbarkeit einer Streckenelektrifizierung empfohlen wird.
- Beim Kostenvergleich der Varianten wurde lediglich ein Kostenansatz (Literatur)angewendet und es wurden keine Erschwerniskosten einer Elektrifizierung in den Tunneln berücksichtigt
- Mögliche zukünftige Verlängerungen der Stadtbahnverkehre Richtung Wachau sind für die Variante Elektrozüge + Elektrifizierung nachteilig
- Batteriezüge können ohne Investitionen in die Infrastruktur eingesetzt werden
Projektergebnisse–Betriebsprogramm
- Auf Basis der durchgeführten Untersuchungen hinsichtlich des Betriebsprogramms auf der Kremser Stadtbahn wird von der Variante 2h-Takt abgeraten.
- Die Einführung eines 1h-bzw. 1/2h-Takts ist zielführend, um eine gesamthafte Netzwirkung mit den schienengebundenen Anschlussverbindungen im Bahnhof Krems und dem Stadtbahnsystem zu erreichen.
- Auf Basis des neu geschaffenen Verkehrsangebots in und um Krems ist eine Verlagerung von StraßenverkehrsnutzerInnen auf öffentliche Verkehrsmittel als realistisch anzusehen.
Inhaltliche Erkenntnisse
- Hoher Bedarf eines schienengebundenen Massentransportmittels in einer Stadt mit ca. 24.000 Einwohnern (ermittelt durch Bedarfsanalyse)
- Massive Reduktion an Flächenverbrauch und Treibhausgasemissionen durch die Einführung eines Stadtbahnsystems möglich
- Eindruck über die finanziellen Erfordernisse für die Einführung und den Betrieb einer Stadtbahn
- Bewusstsein über den langfristigen Nutzen einer Stadtbahn
- Die Projektarbeit kann in Städten mit einer bestehenden Bahninfrastruktur, die über ähnlich günstige Verhältnisse wie Krems verfügen, als Referenz herangezogen werden
Präsentation der Fachhochschule St. Pölten: FH St.Pölten_Präsentation Stadtbahn Krems
Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten
Zuständige Stelle – Ansprechpartner Magistrat Krems:
Ing. Julia Berthold, Stadtbetriebe Krems – Stadtbus
Tel.: 02732 801 459, E-Mail: stadtbus@krems.gv.at
Publiziert am 28.09.2021